Für viele Verbände steht das Jahr 2019 im Zeichen von digitaler Transformation. Das ist ein Kernergebnis einer Kurzbefragung verbandlicher Führungskräfte – insbesondere aus dem Kreis der Deutschen Gesellschaft für Verbandsmanagement e. V. (DGVM), die der Verbändereport zum Jahreswechsel 2019 durchgeführt hat.
„Wir nutzen die Digitalisierung bisher nur, um die verbandsinternen Abläufe zu optimieren. Neben einer einheitlichen, auf den Verband zugeschnittenen Managementsoftware gehört dazu inzwischen eine verbandsinterne Kommunikationsplattform“, sagt Dr. Kai H. Warnecke von Haus & Grund Deutschland. Die digitale Zukunft der Verbandsarbeit setze nicht voraus, „dass wir unser Kerngeschäft neu erfinden – wohl aber, dass wir es aus völlig anderer Perspektive neugestalten, ohne dabei den Verband in seinen Strukturen zu ändern“.
Für alle befragten Führungskräfte steht dabei der Vorteil von „modernen Verbänden“, die den Weg der digitalen Transformation erfolgreich beschreiten, im Vordergrund. So bringt es Torben Leif Brodersen vom Deutschen Franchiseverband auf den Punkt, wenn er „wunderbare neue Optionen und Potenziale des Verbandsmanagements“ sieht: „Prozesse können über CRM-Systeme wesentlich effizienter gestaltet, Kommunikation mit und Einbindung von Mitgliedern über Social Communities intensiviert werden. Hierfür sind Tools entstanden, die den ‚Verband 1.0‘ alt aussehen lassen. Denn mehr denn je gilt ja auch, stetig den Verband weiterzuentwickeln und neue Services anzubieten.“
5 Top-Trends im Verbandsmanagement 2019
Dabei ist den Führungskräften der befragten Verbände klar, dass digitale Transformation nicht mit der Einführung eines CRM oder dem eigenen Twitter-Channel allein gelingt – oder gar dort enden würde. Den Weg zu einem modernen Verband, einem Verband 4.0, das ist ein Prozess.
„Die Digitalisierung berührt die Arbeit des Verbandes in zahlreichen Punkten. Wir bieten unseren internen Mitarbeitern Möglichkeiten zum Homeoffice an, nutzen moderne Kommunikationstechnologien und nähern uns dem papierlosen Büro“, beschreibt Werner Stolz vom iGZ Interessenverband Deutscher Zeitarbeitsunternehmen e. V. den eingeschlagenen Weg seines Verbandes.
Vielfach werden Fort- und Weiterbildungen für Mitarbeiter, aber auch für ehrenamtliche Gremienmitglieder angeboten, um sich in den Techniken zu schulen. Und voneinander den Umgang und die Selbstorganisation in einer Zeit des technologischen und schließlich auch gesellschaftlichen Umschwungs zu lernen.
Digitalisierung zu leben, ist nicht alleinig Aufgabe von Software- und IT-Experten, sondern Herausforderung für alle Gremien und in allen Strukturen – und für alle Beteiligten. Ohne Digitalisierung ist wohl alles nichts, doch gute Verbandsarbeit besteht zudem darin, die eigenen Mitglieder mitzunehmen, und das ist zuallererst eine Aufgabe für die Handelnden und nicht allein eine technische: „Es mag paradox erscheinen: Aber durch die Digitalisierung wird der Faktor Mensch immer wichtiger. Das stellt Verbände und Unternehmen vor eine Herausforderung: Es gilt nicht bloß auf Anfragen zu reagieren, sondern die direkte Kommunikation zu suchen, Kontakte zu pflegen und sich im Social Web klar zu positionieren. Sie müssen zeigen, wofür der eigene Verband – als Marke – steht. Denn die Menschen werden sich zunehmend nur solchen Marken zuwenden, die ihnen ein Gefühl der Nahbarkeit vermitteln und mit denen sie sich identifizieren können“, bringt es Lutz Dietzold vom Rat für Formgebung – German Design Council auf den Punkt.
2019 beginnt die Digitale Transformation:
Im Vergleich zu den Befragungen vorheriger Jahre zeigt sich auch in diesem Jahr die zunehmende Komplexität als Herausforderung für das Verbandsmanagement. Aus Sicht der befragten Verbandsmanagerinnen und Verbandsmanager bestimmt ein immer breiteres Spektrum an Aufgaben ihre strategischen Aufgaben. Neben den Haupttrends kommen auch wichtige Aufgaben in der Akquise neuer Finanzquellen und -mittel sowie für notwendige Reorganisationsprozesse im Verband auf sie zu, wobei das Mitglied immer weiter in den Mittelpunkt auch der Kommunikationsarbeit rückt.
Das ist durchaus natürlich, wenn im Blick behalten wird, wie sehr einzelne Prozesse mit anderen Arbeitsbereichen zusammenhängen: Wer gekonnt kommunizieren möchte, benötigt schlanke Strukturen. Der Verband mit hoher Mitgliederzufriedenheit verfügt in aller Regel auch über qualitativ gut aufgestellte Mehrwert- und Dienstleistungen für seine Mitglieder.
Schon in den letzten Jahren nahm die digitale Transformation einen nicht unerheblichen Anteil langfristiger Entwicklung der befragten Verbände ein. Das hat sich für dieses Jahr noch weiter verstetigt und schlägt sich in den fünf größten Herausforderungen nieder.
„Verbände müssen bei der digitalen Transformation als Impulstreiber und Plattformgeber für Wissenstransfer zwischen Lehre und Praxis, zwischen Traditionsunternehmen und Start-ups und zwischen IT-Anbieter und -Anwendern aufgestellt sein“, schlussfolgert Dirk Widuch vom Unternehmerverband Südhessen e. V. Vor allem seien, ggf. ergänzende, digitale Angebote und der Transfer von analoger persönlicher Mitgliedernähe und -bindung notwendig.