Verbände kommunizieren mit und in den unterschiedlichsten Bereichen – mit ihren Mitgliedern, Gremien, dem Vorstand, mit politischen Entscheidungsträgern, der Öffentlichkeit. An Content mangelt es nicht. Den gibt es zuhauf. Aber wie inszeniert man ihn am besten? Und wo erreicht man seine Stakeholder?

Für die verbandlichen Botschaften stehen immer mehr Formate und Kanäle zur Verfügung – Twitter, Youtube und Whatsapp haben sich in der ersten Reihe postiert. Dafür sind Pressekonferenzen und Pressemitteilungen weit nach hinten gerückt. Pressekonferenzen werden kaum noch persönlich besucht, Pressemitteilungen landen schon lange nicht mehr nur beim Fachjournalisten in der Redaktion, sondern gleich auf der Netzhaut des Endverbrauchers. Und der hat es gerne bunt und in kleinen Häppchen leicht verständlich aufbereitet. Soll potenzieller Branchennachwuchs im Rahmen einer Kampagne angesprochen werden, so empfehlen sich dafür Instagram, Tiktok oder Twitch. Noch nie gehört? Damit sind Sie nicht allein.

Auch die Inhalte haben sich verändert. Gewünschte, beliebte und erfolgreiche Formate verbandlicher Verlautbarungen sind Whitepaper, Checklisten und Studien. Hier wird der Verband als Vertreter seiner Mitglieder und seines Themas gerne wahrgenommen und anerkannt.

DGVM-Verbände zur Digitalisierung:

In einer immer digitaleren und vernetzteren Welt muss sich ein Verband auch die Fragen stellen, wie erreiche meine Mitglieder noch? Ist das Verbandsmagazin noch zeitgemäß? Wie lade ich zu Veranstaltungen ein, damit sie eben nicht in der E-Mail- und Informationsflut untergehen? Ist mein Verbandsangebot noch attraktiv genug?
Thomas Perzl, Bund der Selbständigen - Gewerbeverband Bayern e. V.
Je differenzierter ein Verband gegliedert ist, umso klarer muss das Konzept der Beteiligung sein. Was bislang aufgrund räumlicher Begrenzung von Kommunikation seine „natürliche“ Zuständigkeit der Protagonisten fand, wird im virtuellen Raum grundsätzlich entgrenzt. Zuständigkeiten und Verantwortlichkeiten müssen neu begründet werden, zugleich soll die Durchlässigkeit der Ebenen untereinander gefördert werden.
Petra Uertz, Verband Wohneigentum e.V.
Es mag paradox erscheinen: Aber durch die Digitalisierung wird der Faktor Mensch immer zentraler. Das stellt Verbände und Unternehmen vor eine Herausforderung: Es gilt nicht bloß auf Anfragen zu reagieren, sondern die direkte Kommunikation zu suchen, Kontakte zu pflegen und sich im Social Web klar zu positionieren.
Lutz Dietzold, Rat für Formgebung | German Design Council
Noch nicht bewältigt ist die klare Einsicht, dass das Smartphone die Nabelschnur des Individuums zur Außenwelt geworden ist. Inhalte, die nicht durch diesen Kanal transportiert werden können, haben es zukünftig schwer.
Christoph Münzer, wvib

Die Krux: Man wird es nicht allen recht machen können!

Sogar in den Minsterien und den Fraktionen treffen Verbände immer häufiger auf Menschen, die gerne über Whatsapp kommunizieren, bei Instagram Stories gucken und sich 24/7 Informationen zu ihren Fragen erwarten. Und die es durchaus begrüßen, lieber einen informativen Erklärfilm anzuschauen als sich durch mehrseitige Positionspapiere zu kämpfen.

Doch ein Großteil möchte es am liebsten klassisch – oder noch besser beides. Heißt: Es geht nicht um eine grundsätzliche vollständige Umstellung der Verbandskommunikation, sondern es geht um im wahrsten Sinne um „mehr“ Kommunikation. Verbandliche Informationen und Botschaften müssen für alle Zielgruppen und die Kanäle, wo sie erreichbar sind, entsprechend aufbereitet werden. Ein Statement des Präsidenten muss für die digitale Welt also mehrfach (= kanal- und zielgruppengerecht) erstellt werden.

Eine grundlegende Frage für die erfolgreiche Verbandskommunikation ist sicherlich: Wo und wie erreiche ich alle für meinen Verband relevanten Stakeholder? Die Herausforderung dabei ist: Die möglichen Kanäle sind vielfältig, haben ihre ganz bestimmten Nutzergruppen und sie erfordern auch jeweils eigene, individuelle Formen und Gesetzmäßigkeiten, was die Darbietung der Nachrichten betrifft.

Wird durch die Digitalisierung irgendetwas leichter?

Nein. Eher im Gegenteil. Damit Verbandskommunikation in Zukunft erfolgreich gelingen kann, muss man akzeptieren:

  • eine übergeordnete Strategie ist unverzichtbar
  • die Nachrichtenwelt ist heute viel schneller und direkter als früher
  • Verbandsmitteilungen funktionieren in den verschiedenen Kanälen nur „kanalgerecht“ aufbereitet
  • den richtigen Ton zu treffen, erfordert nicht nur Talent, sondern auch altersmäßig Augenhöhe
  • Nachrichten verflüchtigen sich viel schneller – das kann Fluch und Segen sein
  • Google ist eine Macht, mit der sich man sich auseinandersetzen muss
  • Verbandskommunikation ist eine Vollzeitbeschäftigung
  • Mangelnde Ressourcen sind das größte Problem – und könnten bedeuten, dass man am falschen Ende spart
  • Youtube ist bereits die zweitgrößte Suchmaschine. Findet Ihr Verband auf Youtube bereits statt?

 

DGVM-Verbände zur Digitalisierung

Die Zeit der Verbände als Informationsdienstleister ist vorbei. Informationen sind im Überfluss vorhanden, werden zum Wegwerfprodukt. Informationen zu analysieren und mit den Analysen passgenau und exklusiv die Repräsentanten der Mitglieder zu versorgen, das ist heute eine wesentliche Herausforderung von Verbänden. Der Verband als vorausschauender Systemanalyst und als Gestalter einer erlebbaren Gemeinschaft hat gute Überlebenschancen.
Boris Engelhardt, Wirtschaftsverband der deutschen Kautschukindustrie
Im Bereich der Fortbildung werden Präsenzseminare immer weniger besucht - daher arbeiten wir als Berufsverband an einem E-Learning Konzept für die Aus- und Weiterbildung unserer Mitglieder. Auch die Digitalisierung unserer Ausbildungsliteratur und unserer Fachzeitschrift stehen auf der To-Do-Liste.
Antje Schreiber, Zentralverband Zoologischer Fachbetriebe e.V. (ZZF)
Die Möglichkeit einer zielgruppengenauen Ansprache ist mehr Chance als Risiko, erfordert aber eine klare Segmentierung der unterschiedlichen "Publikümer" innerhalb des Verbands, packendere Nutzenversprechen und einen neuen Typ Mitarbeiter, der sich eher als agiler Community-Manager denn als Themen-Experte sieht.
Christoph Münzer, wvib

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